Phasengerechte therapie der lyme-borreliose

Hassler | Phasengerechte Therapie der Lyme-Borreliose Auch mehr als dreißig Jahre nach Entdeckung der Borreliose als Krankheits-
entität sind die verfügbaren Daten zur Therapie erstaunlich dürftig. Nur wenige
kontrollierte Studien und etwas zahlreichere In-vitro-Daten stehen zur Verfü-
sehr schwer kultivierbar ist, ist für eini- gung. Trotzdem haben sich Quasi-Standards zur phasengerechten Therapie der
Borreliose etabliert. In der Phase I, der Lokalinfektion, gelten Doxycyclin bei
Erwachsenen und Amoxicillin bei Kindern als Therapie der Wahl, in der chro-
nischen Phase der Infektion lassen nur intravenöse Cephalosporine der dritten

Generation einen Heilungserfolg erwarten.
Schlüsselwörter:
Lyme-Borreliose, Therapie, Erythema migrans, Borrelien-Lym-
phozytom

Es ist bisher unklar, ob die verschiede-nen Borrelienarten klinisch unterscheid- Chemother J 2006;15:106–11.
bare Krankheitsbilder verursachen. Eine Untersuchung von van Dam [48] scheint zu belegen, dass Borrelia garinii häufi- ger für Neuroborreliosen verantwortlich konnten Borrelien kulturell angezüchtet zu sein scheint und Borrelia burgdorferi s. s. häufiger bei der Lyme-Arthritis ge- regelhaft, aus Liquorproben relativ häu- Einzelfällen und bei der Acrodermatitis tigung. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass in den Niederlanden B. garinii häu- figer und B. afzelii seltener isoliert wur- den als in Süddeutschland [26, 48].
Generell verläuft eine Borrelieninfekti- on in drei Phasen (die klassische Stadien- heit ist, bei der es in Analogie zur Syphi- pern (IgG-Antikörpern) in vielen Fällen lis keine Spontanheilung gibt. Die These lediglich auf eine früher durchgemachte eines „Durchseuchungstiters“ im Sinne Infektion zu interpretieren wäre. Diese ziert. In einer Langzeituntersuchung des werden und sollte heute obsolet sein.
Die Phase I ist eine Lokalinfektion, die le zentrifugal ausgebreitet hat und nach re [21]. In der einzigen ähnlichen Lang- führt wurde, fanden Petersen et al. bei verbreitet, nur Borrelia recurrentis wird Priv.-Doz. Dr. med. habil. Dieter Hassler,
Infektiologie DGI, Lehrbeauftragter für
Infektiologie an der Universität Heidel-
berg, Untere Hofstatt 1–3, 76703 Kraichtal,
E-Mail: [email protected]
Anschrift des Verfassers:
Hassler | Phasengerechte Therapie der Lyme-Borreliose abgegrenzte Rotfärbung sichtbar. Da die Epidermis nicht beteiligt ist, entsteht nur Das Borrelienlymphozytom ist nach benvorfall fehlen, auf die Ätiologie hin.
stützt sich die Diagnose einer Borrelien- bildung einer kreisförmigen Rötung, so dass eher ein diffuses Infiltrat imponiert. Schließlich folgt meist ein längeres frei- denen der Patient relativ beschwerdefrei ist, bevor die typischen Manifestationen der Spätphase (Phase III) folgen.
an allen Körperstellen solitär oder im Die hohe Affinität der Borrelien zu kol- lagenen Fasern führt im Spätstadium in ten Zellen, so dass statt eines flächigen sollte an die Borreliose denken lassen.
um gibt es dagegen nicht. Es ist völlig eher ein knotiges Infiltrat entsteht.
Die klassische Lyme-Arthritis befällt undenkbar, dass eine über längere Zeit rialien ist prinzipiell möglich, die Tref- tet werden. Klinisch ist die Bakteriämie sich diese durch antibiotische Therapien lich, aber unnötig, bei Arthritiden macht pherer Nerven recht häufig eine Neuro- ten Infektionen zu unterscheiden. Fieber pathie aus, die zu fortschreitendem Ver- lust der Sensibilität führt und in der Re- gel recht schmerzhaft ist. Sie folgt nicht Bei der Interpretation der serologischen tritt in etwa 80 % aller Infektionen auf. einem Teil der Patienten zu einer Acro- dermatitis chronica atrophicans. Borre- 32 bis 34 °C, so dass sie sich im Bereich sen, die IgM-Antikörper sind allerdings gern, so dass sie nicht prinzipiell bewei- ein, folgt eine lymphozytäre Meningitis ELISA sollte grundsätzlich zur Bestäti- Anschrift des Verfassers:
sich die Spezifität der Antikörper zei- ren. Auch dies zeigt, dass es sich bei der Hassler | Phasengerechte Therapie der Lyme-Borreliose Hassler | Phasengerechte Therapie der Lyme-Borreliose nicillin bzw. mit Ceftriaxon therapiert. lisationsphase) existieren ebenfalls nur In-vitro-Sensibilität liegen vor. Durch al. [40, 41], Johnson et al. [24] und an- gruppen handelt, erscheint eine statisti- sich die Patientenauswahl betrachtet, so handelte es sich fast ausschließlich (133 lin liegen bei 4 bis 8 mg/l [24, 41]. Dies (Ceftriaxon 2 g bzw. 4 g täglich) basie- ren auf einer zu kleinen Zahl von Patien- Borreliose intravenöses Benzylpenicillin erhielten 2 x 3 g Cefotaxim täglich über (2 x 10 MegaE), ebenfalls über 10 Tage. publizierten Kasuistik über eine erfolg- Kohlhepp et al. [27] zeigten in einer ran- zuschreiben, das aber als Einzelsubstanz Skoldenberg et. al. [43] fanden in ihrer ebenfalls schlecht wirksam war [17].
Mülleger et al. [33] verglichen in einer therapeutische Effektivität von intrave- als eine alleinige 14-tägige Ceftriaxon- Gründe dafür sind unbekannt. Klinische 47]. Luft et al. [29] fanden dagegen eine Hassler | Phasengerechte Therapie der Lyme-Borreliose Hassler | Phasengerechte Therapie der Lyme-Borreliose thritis vorgelegt [28, 45]. In der Studie axon über 14 Tage. Fünf Patienten (vier cyclin-Patient) entwickelten später eine zu erreichen. Da viel höher dosiert wer- ten Fällen eine orale Therapie ausreicht, die erscheint insgesamt zu klein und die Ceftriaxon 2–4 g/14–21 Tage i. v.
setzt, in den meisten Fällen aber Ceftria- Nur In-vitro-Daten verfügbar, keinerlei Patienten eine so genannte „seronegati- ve“ Borreliose hatten, hat diese Untersu- in den meisten Fällen relativ gering er- zige Substanzgruppe in aussagekräftigen (siehe unten) nicht empfohlen werden.
eiweißbindung und – wegen der biliären raten [1, 3, 34, 42]. Cefotaxim kann sehr Hassler | Phasengerechte Therapie der Lyme-Borreliose Hassler | Phasengerechte Therapie der Lyme-Borreliose 7. Dattwyler RJ, Halperin JJ, Volkman DJ, Luft BJ. Treatment of late Lyme borreliosis – ran-domised comparison of ceftriaxone and peni- 8. Dattwyler RJ, Volkman DJ, Conaty SM, Plat- kin SP, et al. Amoxycillin plus probenecid ver- sus doxycycline for treatment of erythema mi-grans borreliosis. Lancet 1990;336:1404–6.
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Source: http://www.dieterhassler.de/fileadmin/PDF/CTJ806.pdf

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