Wirkstoff aktuell: quetiapin (seroquel®)

WA Quetiapin 09 29.11.2006 11:36 Uhr Seite 1 Ausgabe 05/2006
Wirkstoff AKTUELL
E I N E I N F O R M A T I O N D E R K B V I M R A H M E N D E S § 7 3 ( 8 ) S G B V
Quetiapin (Seroquel®)
Die kostengünstigen typischen (= konventionellen,
Psychosen keine geringere Wirksamkeit als die Gruppe
klassischen) Neuroleptika wie Haloperidol zeigen bei
der atypischen Neuroleptika. Das teurere Quetiapin ist
der medikamentösen Behandlung der schizophrenen
in der Behandlung der Schizophrenie nicht überlegen.
Indikation
Empfehlung zur wirtschaftlichen Verordnungsweise
❏ Zur Behandlung der akuten schizophrenen Episode ❏ Ein individuelles Risikoprofil (Parkinson-Erkrankung, sind Neuroleptika Mittel der Wahl. Eine Monotherapie extrapyramidale Störungen in der Vorgeschichte, aus- geprägte Minus-Symptomatik, kognitive Defizite) oder ❏ Die Behandlung der Schizophrenie kann mit einem eine vorausgegangene Therapieresistenz können eine kostengünstigen typischen Neuroleptikum erfolgen Indikation für die initiale Behandlung einer schizo- [1;2]. Hinsichtlich der Relation erwünschter und phrenen Episode mit einem atypischen Neuroleptikum unerwünschter Wirkungen sind die typischen Neuro- sein [5]. Zu berücksichtigen sind die innerhalb der Grup- leptika den atypischen vergleichbar. Das Auftreten pe der atypischen Neuroleptika unterschiedlichen Neben- extrapyramidaler Nebenwirkungen ist bei den atypi- wirkungen (Blutbildveränderungen, Hyperprolaktinä- schen Neuroleptika seltener [3], führt aber insgesamt mie, Gewichtszunahme, Senkung der Krampfschwelle).
nicht zu einer besseren Verträglichkeit und einem ❏ Für das unter atypischen Neuroleptika behauptete besseren Therapieergebnis [4;5]. Extrapyramidale geringere Risiko der Entwicklung tardiver Dyskinesien Nebenwirkungen sind durch die Gabe von Anticholi- fehlt die durch Langzeitstudien gesicherte Evidenz.
nergika (z. B. Biperiden) kontrollierbar.
Das trifft auch auf Quetiapin zu [7].
❏ In Endpunktstudien (Zeit bis zum Therapieabbruch) ❏ Für weitere Indikationen wie organische Psychosen, konnte für Quetiapin kein Wirkvorteil gegenüber den wahnhafte oder psychomotorische Störungen hat typischen Neuroleptika nachgewiesen werden [4;6].
Die täglichen Kosten der atypischen Neuroleptika sind um den Studien meist als Referenzsubstanz eingesetzten ein Vielfaches (bis 11-fach) höher als diejenigen des in Wirkstoff
Präparat
Dosis (mg/Tag)
Kosten für 4 Wochen
WA Quetiapin 09 29.11.2006 11:36 Uhr Seite 2 Typische Neuroleptika
Wirkstoff
Präparat
Dosis (mg/Tag)
Kosten für 4 Wochen
Wirkungsweise
Quetiapin gehört zu den Trizyklika und ist ein Dibenzothia- Quetiapin hat zusätzlich eine hohe Affinität zu histamin- zepinderivat. Der Wirkstoff hat antagonistische Wirkungen ergen (cave: Sedierung) und ␣1-adrenergen (cave: orthosta- auf verschiedene Neurotransmitter-Systeme im Gehirn. Die tische Hypotonie) Rezeptoren. Nach oraler Gabe wird antipsychotische Wirkung beruht auf der Blockade von Quetiapin rasch und nahezu vollständig resorbiert, hat aber Dopamin-D2- und der Serotonin-(5-HT2)-Rezeptoren. Das aufgrund eines hohen First-pass-Effektes nur eine Biover- für Quetiapin typische Rezeptorprofil, eine höhere Affinität fügbarkeit von 9 %. Maximale Plasmaspiegel sind nach zu den serotoninergen als zu den dopaminergen Rezeptoren, etwa 1,5 Stunden erreicht, es bindet bis zu zwölf Stunden an soll für ein geringeres Auftreten von EPS und eine bessere die Rezeptoren. Die Substanz wird in der Leber fast voll- Beeinflussung der Negativsymptome verantwortlich sein.
ständig von dem Isoenzym CYP3A4 metabolisiert.
Wirksamkeit
In einer doppelblinden, placebokontrollierten Dosisfin- pin-Dosen (75, 150, 300, 600 oder 750 mg/Tag) wurden in dungsstudie wurden 109 hospitalisierte Patienten mit chro- einer ebenfalls placebokontrollierten, randomisierten nischer Schizophrenie über 6 Wochen mit Quetiapin behan- Doppelblindstudie mit einer fixen Dosis von 12 mg/Tag delt. Die Wirksamkeit wurde anhand verschiedener Skalen Haloperidol verglichen. Nach sechs Wochen war in den (BPRS, SANS, CGI und SAS)* beurteilt. Die Quetiapin- Gruppen mit den vier höheren Quetiapin-Dosen und in der Dosis betrug initial 3 x 25 mg/Tag und konnte bis auf 750 Haloperidol-Gruppe eine signifikante Besserung der BPRS mg/Tag gesteigert werden. Gegenüber Placebo zeigte die zu sehen. Im Vergleich zwischen Quetiapin und Haloperidol mit Quetiapin behandelte Gruppe im Verlauf eine stetige konnten keine Wirkungsunterschiede festgestellt werden.
Verbesserung der Symptome, die Differenzen am Endpunkt Eine signifikant geringere Minus-Symptomatik gegenüber waren aber nur für den BPRS Faktor IV (Maß für Aktivität) Placebo trat in der Gruppe mit 300 mg/Tag Quetiapin und und die SANS signifikant (p<0,05) [9]. Festgelegte Quetia- bei den Patienten, die Haloperidol erhielten, auf [10].
Nebenwirkungen, Risiken und Vorsichtsmaßnahmen
❏ Kontinuierliche Blutdrucküberwachung zu Beginn der ❏ Metabolische Störungen: Gewichtszunahme, Hyper- Behandlung (Orthostatische Hypotonie) [8] glykämie, Diabetes mellitus, Hyperlipidämie [2;8] ❏ Die Applikation von Quetiapin sollte von regelmäßigen ❏ Erhöhung der Plasmakonzentration von Quetiapin bei Kontrollen des Blutbildes (Leukopenie) [11;12] und der gleichzeitiger Gabe von CYP3A4-Inhibitoren (z. B.
Leberenzyme (Leberversagen) begleitet werden [8] ❏ Somnolenz (Kein Führen von Kraftfahrzeugen oder ❏ Keine Anwendung von Quetiapin während der Regelmäßige augenärztliche Kontrollen (Gefahr derKatarakt) [2] Literatur
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BPRS = Brief Psychiatric Rating Scale; SANS = Scale for the Assessment of Negative Symptoms; CGI = Clinical Global Impressions; SAS = Simpson Angus Scale Wirkstoff aktuell ist eine Information der KBV in Kooperation mit der ARZNEIMITTELKOMMISSION DER DEUTSCHEN ÄRZTESCHAFT.

Source: https://www.kvwl.de/arzt/verordnung/arzneimittel/info/wa/quetiapin_wa.pdf

Doi:10.1016/j.jclinepi.2006.01.012

Journal of Clinical Epidemiology 59 (2006) 964e969Testing multiple statistical hypotheses resulted in spurious associations:Peter C. Austin,,,Muhammad M. Mamdani,, David N. ,Janet E. aInstitute for Clinical Evaluative Sciences, G1 06, 2075 Bayview Avenue, Toronto, Ontario, M4N 3M5 CanadabDepartment of Public Health Sciences, University of Toronto, Toronto, Ontario, CanadacDepartment of He

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