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PRAXIS FÜR PSYCHOTHERAPIE
Dipl.-Psych. Peter Morlock
Infobroschüre zur medikamentösen Behandlung
von ADHS

Wann sollte eine medikamentöse Behandlung erfolgen? Welche Medikamente gibt es? Wie wirken sie? Wann sollte eine medikamentöse Behandlung erfolgen?
Kinder mit AD(H)S sind in ihrer psychischen, schulischen und beruflichen Entwicklung, sowiein ihrer sozialer Integration gefährdet. Die Lebensführung ist durch die gesamte Symptomatikerschwert und der Leidensdruck sowohl des betroffenen Kindes als auch seines Umfeldesoft enorm groß.
Ein wichtiges Kriterium für eine medikamentösen Behandlung ist, nach einer qualifiziertenDiagnose, daher immer der Grad der Symptomatik und der damit verbundene Leidensdruck,sowohl des Kindes als auch seines Umfelds. Droht z.B. einem Kind aufgrund seinerHyperaktivität ein Schulausschluss und ist damit seine psychosoziale Entwicklung gefährdet,sollte eine medikamentöse Therapie erfolgen.
Desweiteren muss berücksichtigt werden, dass in vielen Fällen erst eine erfolgreicheBehandlung mit Medikamenten die wesentliche Voraussetzung dafür schafft, weitereTherapiemaßnahmen wie z.B. Aufmerksamkeitstraining, Strategietraining oder auchGruppentherapie sinnvoll und erfolgreich einsetzen zu können.
Die medikamentöse Behandlung ist daher immer Teil eines therapeutischenGesamtkonzepts, d.h. sie sollte in eine verhaltenstherapeutische Behandlung des Kindes,sowie in Elterntraining und schulische Beratung eingebettet sein.
Unabdingbar vor jeder medikamentösen Therapie ist eine umfassende körperlicheUntersuchung beim Hausarzt Welche Medikamente gibt es? Wie wirken sie?
Durch eine Vielzahl von wissenschaftlichen Untersuchungen wird die Theorie unterstützt,dass die Ursache der ADHS Symptomatik im wesentlichen neurochemischer Natur ist undbesonders im Bereich des Dopaminstoffwechsels eine Fehlregulierung stattfindet. Bei dermedikamentösen Behandlung von Kindern mit AD(H)S wird diese Fehlregulierung(Dysfunktion) entweder durch Stimulanzien oder durch noradrenerge Mittel verbessert.
Stimulanzien
Bei den Stimulanzien gehört der Wirkstoff Methylphenidat (Handelsname: Ritalin, Medikinet,Medikinet-retard, Equasym, Concerta) zu den Mitteln, die aufgrund ihrer erwiesenenWirksamkeit bei der Behandlung von Kindern mit AD(H)S erste Wahl sind. Manunterscheidet zwischen Stimulanzien mit kurzer Wirkdauer (z.B. Ritalin, Medikinet, Equasym)und Medikamente mir längerer Wirkdauer (z.B. Medikinet retard, Equasym retard,Concerta).
Stimulanzien sind keine Beruhigungsmittel und führen auch nicht zu einer Dämpfung desKindes, sondern, wie der Name schon sagt, handelt es sich hierbei um ein stimulierendesMedikament. Dieses – wie man aus der Bezeichnung schließen könnte - verstärkt jedochnicht die Unruhe der Kinder, sondern bewirkt eine Verbesserung derAufmerksamkeitsleistung und der Reizorganisation. Stimulanzien erhöhen die Ausschüttungvon Dopamin im Frontalhirn und aktivieren das zentrale Nervensystem. Hierdurch kommt eszu einer Stabilisierung der Filterfunktion des Gehirns, was eine bessereInformationsverarbeitung zu Folge hat. Reize können besser gewichtet ggf. auch gehemmtund damit besser verarbeitet werden. Folglich wird die Aufmerksamkeit verbessert, dieAblenkbarkeit reduziert sowie Impulsivität und Unruhe abgeschwächt. Das Kind kann sichselbst besser steuern! U.a. kann man beobachten, dass sich die Handschrift verbessert unddie Aufgaben in der Schule sowie zu Hause besser zu Ende gebracht werden.
Noradrenerge Mittel
Unter den noradrenergen Mitteln hat sich die Substanz Atomoxetin (Handelsname: Strattera)in mehreren kontrollierten Studien als wirkungsvoll erwiesen. Atomoxetin hat im Vergleich zuMethylphenidat ein breiteres Nebenwirkungsspektrum und wirkt auch nicht so spezifisch aufdie Problematik. Deshalb ist es ein Mittel 2. Wahl. Der Nutzen von Atomoxetin besteht darin,dass es zusätzlich eine angstlösende und depressionsverringerende Wirkung hat und seinEinsatz bei Kindern mit zusätzlichen Ängsten und Depressionen sinnvoll ist. Da Antidepressiva im Gegensatz zu Amphetaminen nicht unter das Betäubungsmittelgesetzfallen, tun sich viele Ärzte leichter, diese zu verschreiben. Da jedoch weniger Kinder positivauf Atomoxetin ansprechen, es häufiger Nebenwirkungen gibt und auch die Einstellungsowie die Dosierung des Mediakmente schwieriger ist, bleibt Methylphenidat das Mittel1.Wahl.
Grundsätzlich gilt für die medikamentöse Behandlung, dass für jedes Kind eine individuelleEinstellung nötig ist, um die optimale Wirkung zu erreichen. Unter- sowie Überdosierungensollten vermieden werden. Ziel ist es das Wirkfenster zu erreichen und dort auch über denTag zu bleiben (siehe Schaubild).
Überdosi
Unterdosi
3 - 3,5 Std.
Eins c hleic hende D os ierung in 5 mg Sc hritten / alle 3-4 Tage Es w ird die höc hs te ther apeutis c h w irk s ame D os is v erabreic ht(Beobac htung). Orientierung am Körpergew ic ht führt oft z uU nterdos ierung danac h U ms tellung auf Langz eitpräpar ate: Medik inet S-R ; R italin S-R : 5 - 8 Stunden W ir k dauer In Zusammenarbeit mit den Eltern, Lehrern und weiteren Bezugspersonen wird dieEffektivität der Dosierung auf Wirkung bzw. unerwünschte Nebenwirkungen überprüft.
Begonnen wird mit einer sehr niedrigen Dosierung, die Schritt für Schritt gesteigert wird, bissich das Kind im Wirkungsbereich des Medikaments befindet. Die Wirkung vonMethylphenidat setzt bereits nach 30 Minuten ein und hält im Durchschnitt zwei bis vierStunden an. Concerta ist ein Mehrphasenpräparat und wirkt bis zu 12 Stunden. Die für dasKind geeignete Dosis wird mit dem kurzwirksamen Präparat eingestellt. Danach kann eineUmstellung auf ein langwirkendes Präparat stattfinden. Welches Medikament für dasjeweilige Kind geeignet ist, muss in enger Zusammenarbeit zwischen Arzt, Psychotherapeutund Eltern geklärt werden.
III. Nebenwirkungen
Grundsätzlich gibt es kein Medikament – auch kein Naturheilmittel - ohne irgendwelcheNebenwirkungen. Bei der Behandlung von Kindern mit Stimulanzien kann man jedoch auf 60Jahre Erfahrung zurückblicken. Die Stimulanzien gehören zu den am besten erforschtenMedikamenten. Man kann insgesamt von einem sehr gut verträglichen Medikamentsprechen, das wesentlich geringere Nebenwirkungen und Unverträglichkeitsrisiken aufweistals bekannte und häufig eingesetzte Medikamente wie z.B. Aspirin. Hinzu kommt, dass alle im folgenden beschriebenen Nebenwirkungen reversibel sind, d.h. sollten sie auftreten,verschwinden sie nach Absetzen der Medikamente wieder.
Häufigste Nebenwirkungen bei den Stimulanzien sind: Appetitverlust: Medikamente während der Mahlzeit und nicht vorher verabreichen, fürein gutes Frühstück und Zwischenmahlzeiten am Nachmittag und Abend sorgen.
Einschlafschwierigkeiten: Stimulanzien sollten nur in Ausnahmefällen nach 16.00 Uhrverordnet werden. Schlafschwierigkeiten treten v.a. bei unregelmäßiger Einnahmeauf.
Steigerung von Herzschlagrate und Blutdruck: regelmäßige ärztliche Kontrollen Bauchschmerzen und Übelkeit: tritt meist bei zu schneller Dosissteigerung auf ähnliche Nebenwirkungen wie bei Stimulanzienzusätzlich: IV. Was kann erreicht werden? Wo sind die Grenzen einer
medikamentösen Behandlung?
Die medikamentöse Behandlung bei Kindern ist ab dem Alter von sechs Jahren sehr gutuntersucht. Bei mindestens 70% der Kinder mit ausgeprägter AD(H)S kommt es zu einerdeutlichen Verminderung der Symptomatik. Die Konzentrationsfähigkeit verbessert sich,hyperkinetisches, unangemessenes und impulsives Verhalten verringern sich, dieFrustrationstoleranz wird erhöht und subjektiv schwierig erscheinende Aufgaben werdenangegangen. Damit tritt eine deutliche Verbesserung der Lernmöglichkeiten der Kinder ein.
Durch die medikamentöse Behandlung werden die Kinder in die Lage versetzt, die eigenen,bereits vorhandenen Ressourcen besser nützen zu können. In der Folge verbessert sich fürdas Kind der soziale Status in der Klasse, der Umgang mit den Erwachsenen und dieemotionale Beziehung zu Hause. Insgesamt verbessert sich das Befinden des Kindes durchAbnahme der ständigen Mißerfolge. Man kann also von einer deutliche Steigerung derLebensqualität sprechen. Medikamente sind jedoch keine Wundermittel. Durch eine medikamentöse Behandlung lerntdas Kind nichts hinzu, auch hält die Wirkung der Medikamente nur solange an, wie dasMedikament gegeben wird. Allerdings sind die meisten Kinder Mithilfe der Medikationmotivierter, Lerninhalte aufzunehmen. Daher ist in der Regel eine längerfristige Behandlungund eine Kombination mit anderen therapeutischen Maßnahmen (z.B. Verhaltenstherapie)unerlässlich.
V. Häufig gestellte Fragen
Wie lange dauert eine medikamentöse Behandlung? Die Behandlungsdauer ist
grundsätzlich abhängig von der Entwicklung der Symptomatik. Handelt es sich lediglich um
eine Krisenintervention kann eventuell schon nach wenigen Wochen/Monaten auf das
Medikament verzichtet werden. Meist ist jedoch eine längerfristige Symptomkontrolle
erforderlich, die sich auch über Jahre erstrecken kann. Mindestens einmal im Jahr sollte im
Dialog zwischen Arzt / Psychotherapeut und Familie überprüft werden, ob eine weitere
medikamentöse Unterstützung erforderlich ist.
Machen die Medikamente süchtig?Häufig wird die Befürchtung geäußert, dass die
medikamentöse Therapie zu Substanzmissbrauch führen könnte. Tatsache ist allerdings,
dass gerade Kinder ohne Mediaktion ein hohes Risiko für Substanzmissbrauch haben. Es
gibt eindeutige Daten, dass durch Methylphenidat das Risiko einer Suchtentwicklung deutlich
gesenkt wird. Langzeituntersuchungen zeigen, dass unbehandelte Kinder aufgrund der
krankheitsbedingten Störung der sozialen Integrationsfähigkeit, der häufigeren
Mißerfolgserlebnisse und des schulischen Leistungsversagens ein sehr viel größeres Risiko
haben, später eine Droge- oder Alkoholabhängigkeit zu entwickeln, als Kinder die
medikamentös behandelt wurden.
Kann die Medikamentengabe am Wochenende /in den Ferien unterbrochen werden?
Grundsätzlich ist dies nicht empfehlenswert, da das Kind mit AD(H)S durch die
Medikamentengabe in all seinen sozialen Bezügen gestärkt und gestützt werden soll, um
eine kontinuierliche Entwicklung zu gewährleisten. Auch führt der kurzfristige Wechsel von
An-und Absetzten am Wochenende zu vermehrtem Auftreten von Nebenwirkungen wie
Bauchschmerzen etc.
Wirken Medikamente immer?
Medikamente sind nicht immer wirksam. In ungefähr 20-30% der Fälle lassen sich keine
positiven Behandlungseffekte nachweisen.
Verändern die Medikamente die Persönlichkeit?
Die Persönlichkeitsentwicklung eines Kindes wird durch eine medikamentöse Behandlung
keinesfalls ungünstig beeinflusst. Die Kinder können vielmehr dadurch ihre positiven
Eigenschaften und ihre Begabungen besser zur Entfaltung bringen. Unerwünschte
Nebenwirkungen wie z.B. Müdigkeit werden im Sinne einer Veränderung der Persönlichkeit
fehlinterpretiert. Diese Nebenwirkungen treten oft nur am Beginn der Behandlung auf und /
oder lassen sich durch eine Verminderung der Dosis beheben.

Source: http://www.morlock-psychotherapie.de/pdf/Medikamenteninfo.pdf

doc.state.mn.us

Quality Assurance Workgroup 2008-2009 This report is printed on recycled paper with at least 10 percent post-consumer waste. Table of Contents Quality Assurance Workgroup Members . 1 Introduction. 2 Current Policy . 3 Quality Assurance Workgroup . 4 Introduction/Overview. 4 Field Services Peer Driven Model . 5 Institutions Peer Driven Model. 5 Conclusions. 5 Introduction

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