Anleitung zur erstellung von pol-fällen für den rsm
Anleitung zur Erstellung von POL-Fällen für den RSM Ein POL-Fall ist die schriftliche Aufarbeitung einer Patienten- bzw Patientingeschichte, anhand derer sich die Studierenden des Reformstudiengangs Medizin vorklinisches, klinisch-theoretisches und klinisches Wissen erarbeiten. Durch konkrete Situationsbeschreibungen lassen sich im POL-Fall nachvollziehbare Anwendungs- bzw. Praxisbezüge herstellen. Die anwendungsbezogene Erarbeitung von Lerninhalten aktiviert die Studierenden zum selbständigen und motivationsgesteuerten Lernen. Ziel der Bearbeitung eines POL-Falles ist – zumindest im ersten Stuidienabschnitt - nicht in erster Linie die Stellung der korrekten Diagnose und der relevanten Differentialdiagnosen. Der Fall soll vielmehr zur Auseinandersetzung mit grundlegenden medizinischen Fragestellungen anregen, die - je nach Schwerpunkt des Falles - auch gesundheitspolitische, psychosoziale und ethische Aspekte beinhalten sollen.
Die Moderation der Gruppenarbeit übernehmen speziell geschulte POL-Dozentinnen und -dozenten aus dem Bereich der Klinik oder Vorklinik. Sie haben die Aufgabe, die Gruppendiskussion zu begleiten und die Studierenden zu einem passenden Zeitpunkt mit Hintergrundinformationen zu versorgen.
Weitere Informationen zum Problem Orientierten Lernen (POL) finden Sie unter http://www.reformstudiengang.charite.de/
Wer legt den Inhalt eines POL-Falles fest?
Die inhaltliche Planung der Themenblöcke übernimmt eine interdisziplinär zusammengesetzte Blockplanungsgruppe unter Leitung der jeweiligen Blockverantwortlichen. Diese Gruppe legt die Inhalte für die Seminare, Übungen, Praktika und POL-Fälle fest. Außerdem formuliert diese Gruppe Blocklernziele, die die Grundlage für die Inhalte der Semesterabschlussprüfungen bilden.
Was ist die Aufgabe der Autorinnen und Autoren?
Als Einstieg in den Fall sollte eine knappe und ansprechende Fallvignette verfasst werden und mit einem „griffigen“ Titel versehen werden, der das Erinnern erleichtert.
Die POL-Fall Autorinnen und Autoren erhalten zur Hilfe ein bereits erprobtes Fallbeispiel aus einem ähnlichem Themengebiet.
Da es erfahrungsgemäß sehr zeitaufwendig ist, für frei erfundene Patientinnen und Patienten zueinander passende Originaluntersuchungsbefunde zusammen zu tragen, wird den Fall Autorinnen und Autoren empfohlen, der Fallgeschichte reale Patientinnen und Patienten aus der eigenen ärztlichen Praxis zu Grunde zu legen. Dies erleichtert auch z.B. die Beschaffung adäquater Befiunde (z.B. bildgebender Verfahren, EKG etc.) Auch sind auf realem Patientenschicksalen aufbauende POL-Fälle besser in sich stimmig, als konstruierte und regen erfahrungsgemäß die Studierenden am nachhaltigsten zu eigenständigem und kreativem Lernen an. An den POL-Fall angehängte Literaturempfehlungen zu den ausgewählten Schwerpunkten können den Lernprozess unterstützen. Beispiel:
Kreislauf „Hot dog“ Studierenden-Handout Kommentar: Prägnanter Titel (Engramm)
Februar, eine Kantine der Babelsberg-Filmstudios. Herr Stich (71 Jahre) erzählt seinem Kollegen: „Gestern ging’s mir wieder schlecht. Als ich mit meinem Hund raus ging – es war ziemlich kalt, so aus der warmen Wohnung raus – hat’s mich fast umgehauen. Ich bin nur ein bisschen gegangen, da kriegte ich ganz starke Brustschmerzen, wie ein Krampf. Ich kriegte kaum Luft. Ich hatte tierische Angst. Ich musste mich erst mal hinsetzen. Nach einer Weile ging es dann
Kommentar: Patientenvignette
vorbei. Neulich, als ich Zoff mit meinem Nachbarn hatte, war das schon mal
ca. 20 – 150 Worte Sollte Schlüsselworte enthalten wie: Namen, Alter; Symptome; Ort, Zeit; Einprägsame Formulierung oder interessantes Setting suchen Enthält keine richtigen Daten (06.02.2003); keine speziellen Kliniknamen
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„Hot dog“
Hintergrundinformationen zum Fall Einführung zum Fall
Es handelt sich um einen Patienten mit instabiler Angina pectoris mit Stenose der drei
Kommentar: Kurze Entstehung des Falls
Gemeinsam mit der Oberärztin hat der Autor die u.g. Angaben recherchiert und den Patienten selbst befragt.Kommentar: Wie ist der Fall entstanden? Ist er authentisch? Anamnese Aktuelle Anamnese Die Beschwerden, die ihn ins Krankenhaus führen, beschreibt der Patient wie im Studierenden-Handout. Die Schmerzen sind seinen Aussagen nach hinter dem Brustbein lokalisiert und strahlen in den linken Oberarm aus. Auf einer Skala von 1 bis 10 (1 = kein Schmerz; 10 = unerträglicher Schmerz) lag das Ereignis etwa bei 8-9. Es sei ein Hinterwandinfarkt bekannt. Der Patient erinnert sich an ein starkes thorakales Schmerzereignis im Alter von 50 Jahren. Nachträglich sei damals im EKG der Herzinfarkt diagnostiziert worden, eine invasive Diagnostik sei nicht erfolgt. Seither nehme er aber Kommentar: In der Anamnese möglichst detaillierte Beschreibungen, evtl auch in der
Außerdem berichtet Herr Stich von einem bestehenden Diabetes mellitus, der medikamentös eingestellt sei, sowie von erhöhten Cholesterinwerten. Geraucht hat Herr Stich 41 Jahre (bis vor 13 Jahren) ca. ein Päckchen am Tag. Er trinkt alle zwei Tage seinen Angaben nach ein 1/4 l Rotwein „wegen der Gesundheit“.
Vorgeschichte
Herr Stich ist 71 Jahre alt. Die erste Attacke in der im Studierenden-Handout beschriebenen Art trat vor einem Jahr und 3 Monaten auf. Beunruhigt ging Herr Stich zu seinem Hausarzt, der ihn für gesund erklärte. Nach weiteren Attacken innerhalb des dann folgenden Jahres sagte sich Herr Stich: „Wenn die Anfälle immer vorbeigehen, dann wird es wohl nichts Schlimmes sein.“ Ein Jahr nach der ersten Attacke treten die Beschwerden auch in Ruhe auf. Schließlich kommt Herr Stich nach weiteren drei Monaten, durch einen länger dauernden Anfall beunruhigt, auf den sofort der nächste gefolgt ist, in die Rettungsstelle. Nach Gabe vonNitro-Spray verschwinden die Schmerzen. Zusätzlich leidet Herr Stich an morgendlichen Schwindelattacken. Wenn er morgens aufsteht, wird ihm oft schwarz vor Augen. Er setzt sich dann hin und wartet einige Minuten bis der Schwindel vorbei ist. Sozialanamnese
Herr Stich ist Junggeselle und wohnt in einer Zwei-Zimmer-Wohnung in Babelsberg. Früher hat er als Medizinisch Technischer Assistent (MTA) gearbeitet, ist danach aber ins Filmgeschäft gewechselt. Dort hat er Filme synchronisiert. Diese Tätigkeit führt er immer
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„Hot dog“
noch aus und empfindet sie als stressig. Er hält es aber für notwendig zu arbeiten, da „die Minirente nicht ausreicht.“
Kommentar: Die Studierenden sollten immer die Möglichkeit haben, sich derartige Familienanamnese Hintergrundinformationen zu erfragen
Der Vater des Patienten verstarb im Alter von 78 Jahren an einem Schlaganfall bei seit Jahren bekanntem Bluthochdruck. An die Mutter erinnert er sich kaum, sie starb bei einem Verkehrsunfall.
Medikamentenanamnese
- Seit circa 15 Jahren Acetylsalicylsäure
- Cholesterinarme Diät, bis zur stationären Aufnahme keine Cholesterin-senkende
- Seit 3 Jahren Metformin-HCL (Glucophage)
Vegetative Anamnese Appetit: gut Körperliche Untersuchung
Bis auf ein gießendes Systolikum mit Punctum maximum über der Herzspitze und leichte Unterschenkelödeme unauffällig. Alter: 71J Blutdruck: 125/70mm Hg. Allgemeinzustand: stabil Pulsfrequenz: Ernährungszustand: Größe: 178cm Gewicht:
Lunge: Klopfschall über allen Abschnitten sonor. Normales Atemgeräusch, keine Atemnebengeräusche. Kommentar: Stichwortartig gegliederter Status, möglichst ohne Abkürzungen Herz: RR:
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„Hot dog“
Hochfrequentes, bandförmiges Holosystolikum (gießend) etwa 3/6 mit Punctum maximum über der Herzspitze, keine Weiterleitung in die Carotis und kein Stenosegeräusch. Pulsstatus:
Aa. dorsalis pedis, tibialis posterior und radialis bds. gut tastbar.
Extremitäten: Leichte Untererschenkelödeme, keine Anzeichen einer Minderdurchblutung Abdomen: Weich, keine Resistenzen, kein Druckschmerz, Darmgeräusche in allen Quadranten lebhaft. Die weitere körperliche Untersuchung war ohne pathologischen Befund. Diagnostik Labor am Aufnahmetag Kommentar: Tabelle angepasst an den Patienten, enthält alle bestimmten Laborparameter220 mg/dl 150 mg/dl 120 mg/dle
Weitere Befunde liegen nicht vor. Weitere apparative Diagnostik: Kommentar: Diese wird ohne Datum, sondern im zetlichen EKG bei Aufnahme:
Sinusrythmus, HF 75/min, Linkstyp, q in III und aVF; q bleibt in tiefer Inspiration bestehen. Rö-Thorax: Befund: Grenzwertig normal großes Herz ohne Dekompensationszeichen im kleinen Kreislauf. Prominente Hiluszeichnung. Elongation der Aorta thoracalis bei Aortensklerose. Herzkatheter-Bericht: Zusammenfassung: 75-90%ige Stenose des Ramus interventricularis anterior. Am distalen Ramus circumflexus 75%ige Stenose. Proximaler Verschluß der Arteria coronaria dextra. Links-Rechts- Kollateralisierung. Intervention: Rekanalisation und Stentimplantation in die Arteria coranaria dextra mit gutem Ergebnis. Außerdem: Mitralinsuffizienz II Grad bei guter Globalfunktion (Ejektionsfraktion von 60%) Myokardszintigramm:
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„Hot dog“
Normal großer Ventrikel. Myokardnarbe inferoposterior. Keine relevante Belastungsischämie bei 50W.
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„Hot dog“
Diagnosen Instabile Angina pectoris Mitralinsuffizienz II° Kommentar: zeitlich eindeutig Therapie und Verlauf strukturiert (relative Zeitangaben). Besondere therapeutische
Herr Stich wurde 2 Tage nach der Intervention an der rechten Herzkranzarterie entlassen. Er
Maßnahmen werden möglichst kurz begründet.
erhielt Clopidogrel 75 mg/d (Plavix®) für die Dauer von 3 Monaten. Eine Blutbildkontrolle
nach 14 Tagen war ohne pathologischen Befund. 8 Wochen nach Entlassung wurde Herr
Stich erneut elektiv aufgenommen, um die hochgradige Engstelle am Ramus interventricularis
anterior zu behandeln. Auch hier erfolgte eine Stentimplantation mit gutem Ergebnis und der
Patient erhielt wieder Plavix für 4 Wochen. Die Stenose am Ramus circumflexus wurde nicht
behandelt, da sie zu weit distal lokalisiert war. Im weiteren Verlauf war der Patient
beschwerdefrei. In regelmäßigen Abständen wird er in der kardiologischen Poliklinik gesehen
um bei Wiederauftreten der Beschwerden rechtzeitig reagieren zu können. Hier erfolgt neben
der Durchführung von Belastungstest auch die strenge Kontrolle der kardiovaskulären
Therapie bei Entlassung: Metoprololsuccinat 95 mg, Hydrochlorothiazid 12,5 mg (Beloc zok®)
Nitro Spray bei Bedarf Cholesterinarme Diät Diabetes-Diät Koronarsport
Kommentar: Optimal ist es, wenn die durchgeführte apparative zugänglich ist (in anonmyisierter Kopie)
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„Hot dog“
Literaturempfehlung Kardiologie kompakt (Kaltenbach), Steinkopff 2000 Kommentar: Hier werdennicht
www.AWMF.de: Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und
nur Standardlehrbücher, sondern auch passende – für Studierende
Kreislaufforschung zur interventionellen Koronartherapie (erstellt 1999)
verständliche – Übersichtsartikel,
Leitlinie der Kommission für Klinische Kardiologie: Positionspapier zum Einsatz von
beschichteten Stents bei perkutaner Intervention mit koronarer Herzerkrankung (Z Kardiol 92:606-612, 2003)
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„Hot dog“
Sehr geehrte Dozentinnen und Dozenten, Ihre Anmerkungen zum POL – Fall „Hot dog“ sind für das POL-Review-Team und die Blockverantwortlichen eine wichtige Grundlage, um die Fallgeschichte gemeinsam mit den Autoren für den Studierenden-Unterricht weiter zu verbessern. Kommentar: Für die Qualitätssicherung werden die Fälle nach dem Einsatz entsprechend Kommentare zum POL-Fall „Hot dog“:
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„Hot dog“ Lernziele der Woche aus der POL-Gruppe im Reformstudiengang Medizin WiSe 2003 „Hot dog“ Kommentar: Dieser Abschnitt soll Rückschlüsse über tatsächlich bearbeitete Themen erlauben
Pro Zeile ein Lernziel (bitte genauer Wortlaut)
Besprechung von POL-Gruppen-internen Angelegenheiten
Begründung für die Nichtbehandlung von POL-Lernzielen:
Santhera Pharmaceuticals Holding AG Hammerstrasse 49 CH-4410 Liestal / Switzerland Phone Santhera’s MICONOS Trial with Catena®/Sovrima® in Friedreich’s Ataxia Misses Primary Endpoint Liestal, Switzerland, May 20, 2010 – Santhera Pharmaceuticals (SIX: SANN) announced today that its MICONOS Phase III study evaluating Catena®/Sovrima® for the treatment of Frie- dreich’